Die Rolle des Personalwesens hat sich in den letzten Jahren drastisch gewandelt. Einst als verstaubter administrativer Bereich wahrgenommen, hat die Covid-19-Pandemie die Bedeutung des HR-Managements für das Krisenmanagement und die Mitarbeitendenbindung deutlich gemacht. Philipp Kruse, Human Capital Manager bei Deloitte Consulting, betont, dass die HR-Funktion einen Wandel durchlaufen muss – weg von reinen Prozessen hin zu einem partnerschaftlichen Beratenden auf Augenhöhe mit dem Unternehmen und einer serviceorientierten Anlaufstelle für Mitarbeitende. Dabei werden Policies immer ein Aspekt des Personalwesens sein, jedoch sollten diese so nutzungsfreundlich wie möglich gestaltet werden – und dies geschieht am besten unter Zuhilfenahme von Technologien.
Die letzten Jahre haben deutlich gemacht, dass vielerorts große Schwächen bestehen, wie das Personalwesen im Hinblick auf Organisation, Prozesse und Digitalisierung aufgestellt ist, woran nun vermehrt gearbeitet wird. Die HR-Studie „So steht es um die Digitalisierung der Personalarbeit 2020“ zeigt: Rund ein Drittel der Befragten nennt die Digitalisierung und Automatisierung von Personalprozessen als die größte Herausforderung für HR. Gleichzeitig beklagen viele Befragte, dass wichtige strategische Bereiche wie Personalentwicklung, Employer Branding oder Netzwerkpflege im Alltag zu kurz kommen. Der Grund für die knappe Zeit ist meist der hohe Administrationsaufwand. Und genau hier kann die Digitalisierung von HR-Prozessen Abhilfe schaffen.
Dabei umfasst die fortschreitende Digitalisierung nicht nur vielfältige Möglichkeiten für die Automatisierung von administrativen HR-Aufgaben, sondern eröffnet vor allem Chancen im Recruiting-Bereich, um effizient passende Arbeitskräfte zu gewinnen.
Die Auswirkungen der Digitalisierung von HR-Prozessen sind groß. Auch wenn die Implementierung neuer Software sowie die Anpassung der Prozesse zunächst Zeit und Ressourcen kosten, profitieren Unternehmen langfristig massiv davon. Dies ist unter anderem an den vielfältigen Vorzügen zu erkennen:
Die Digitalisierung wirkt sich auch stark auf den Bereich des Recruitings aus, da heutzutage die Jobsuche größtenteils Online stattfindet und junge Bewerbende an digitalisierte Prozesse gewöhnt sind. Dem müssen sich Unternehmen in Zeiten des vorherrschendem Fachkräftemangels anpassen, um attraktiv zu bleiben. Durch gezielte Ansprache von potenziellen Kandidat:innen über Plattformen wie Google, LinkedIn und Facebook kann die Effizienz gesteigert werden. Zielgruppenorientierte Kampagnen liefern zuverlässige Ergebnisse und beschleunigen den Einstellungsprozess, was Zeit und Ressourcen spart. Darüber hinaus kann für ein Maximum an Effizienz eine Automation des gesamten Bewerbungsprozesses stattfinden.
Gerade in Zeiten des „War of talents“, also dem Kampf um gute Arbeitskräfte, ist es enorm wichtig, die eigenen Kompetenzen effizient zu bündeln und gegenüber anderen Unternehmen herauszustechen. Es gibt bereits verschiedene HR-Software-Programme, die hierbei Abhilfe verschaffen: Sei es bei der präzisen Personalplanung, dem On- & Offboarding, der Personalverwaltung sowie der Lohn- und Gehaltsabrechnung oder auch beim Recruiting. Laut HR-Software-Report 2021 nutzen bereits über 90 % aller Unternehmen eine HR-Software, wobei diese größtenteils für einzelne Bereiche eingesetzt werden, wie der Evaluierung von Mitarbeitendenzufriedenheit oder der Personalentwicklung.
Großes Potenzial besteht nach wie vor besonders im Bereich des Recruitings. Vor allem hier ist es jedoch bei der wachsenden Automatisierung essenziell, die Individualität der einzelnen Bewerbenden nicht aus dem Auge zu verlieren. Dafür bieten sich insbesondere digitale interaktive Prozesse an, die eine ideale Balance aus Automatisierung und Persönlichkeit ermöglichen. Zusätzlich besteht dabei die Option einer umfassenden Datenanalyse, die Prozessoptimierungen realisieren.
Die Digitalisierung und Automatisierung im HR-Bereich eröffnen neue Wege, um die Qualität der Arbeit zu steigern, Mitarbeitende zufriedener zu machen und Unternehmen wettbewerbsfähiger zu positionieren. Der Fokus auf strategische Aufgaben wird verstärkt, während administrative Aufgaben effizienter erledigt werden. In einer Zeit des rasanten Wandels und vor allem des Fachkräftemangels ist die Anpassung an diese neuen Technologien und Arbeitsmethoden unverzichtbar, um Prozesse zu optimieren und die Zukunft erfolgreich zu gestalten.